Ethereum Staking auf der Ethereum Blockchain wurde mit dem Wechsel des Konsensus-Algorithmus bei Ethereum von Proof-Of-Work auf Proof-Of-Stake eingeführt (Alles zum Ethereum Merge).
Ab sofort kannst du durch das Bereitstellen von ETH zum Validieren der Transaktionen als Belohnung weitere ETH erhalten. Durch Pool-Staking kannst du bereits mit einem kleinen Ether-Bruchteil am Staking teilnehmen, auch wenn eigentlich mindestens 32 Ether benötigt werden. Welche Möglichkeiten du mit Ethereum Staking hast, erfährst du in diesem Artikel.
Ethereum Staking im Netzwerk
Ethereum Staking dient dazu, das Netzwerk abzusichern, indem es die Transaktionsdaten verarbeitet, validiert und dann in einem neuen Block schreibt. Der Prozess ist damit vergleichbar mit dem Mining in einem PoW-System, welches aktuell von Bitcoin (mehr zum Bitcoin Mining) und vorher auch von Ethereum und anderen Kryptowährungen verwendet wird.
Statt wie beim Mining-Prozess Rechenleistung (Hardware und Energie) zum Validieren zu verwenden, wird beim Staking der eigene Anteil (engl. Stake) an Ether dafür verwendet.
Vereinfacht gesagt: Je höher der eigene Stake im Verhältnis zur Gesamtheit aller gestakten Coins ist, desto höher ist auch der Verdienst (engl. Reward) beim Staking.
Wie viel Ethereum wird für das Staking benötigt?
Es werden 32 Ether zum Staking benötigt.
Die Ethereum Foundation hat eine Mindesteinlage von 32 Ether zum Aktivieren der Validatoren-Software, die für das Staking benötigt wird, definiert.
Verschiedene Möglichkeiten zum Staken
Die Mindesteinlage von 32 Ether ist eine hohe Hürde, um am Staking teilnehmen zu können. Mehrere tausend Euro sind allerdings nicht notwendig, um zu staken, denn du kannst auch mit weniger eine Rendite auf deine Ether erhalten. Die folgendenen Möglichkeiten gibt es:
- Staking als Validator
- Staking über einen Anbieter
- Pool-Staking
- Pool-Staking über Kryptobörsen
Zu jeder Methode erhältst du meine Einschätzung.
Staking als Validator
Solo-Staking ist der angestrebte “Goldstandard” der Ethereum Foundation. Du hast vollständige Kontrolle über dein Setup und erhältst alle Einnahmen vom Staking. Damit wird auch die Dezentralität im Netzwerk gestärkt.
Es wird eine Ether-Einlage von 32 ETH benötigt, die in einen Smart Contract eingezahlt wird, um als Validator im Netzwerk interagieren zu können. Das ist nicht gerade wenig und darüber hinaus erfordert das Setup auch großes technisches Wissen mit der Thematik.
Weiterhin wird empfohlen, den Validator permanent am Ethereum Netzwerk zu halten. Das erfordert eine stabile Internetverbindung und Einsatz gewisser Hardware (Ein Raspberry 4 ist wohl nicht ausreichend dafür). Bei Downtime wird die potenzielle Rendite geschmälert (wobei du dadurch nichts verlieren kannst) und bei fehlerhaften Validieren kannst du sogar Teil deiner Einlage verlieren (Stichwort Slashing).
Mehr zum Thema.
Einschätzung: Nur für Experten geeignet. Zeit- und Geldaufwand lohnt sich meiner Meinung nach nur bei deutlich mehr als 32 Ether bzw. den Betrieb mehrerer Validatoren.
Staking über einen Anbieter
Meine Erfahrungen mit einem eigenen Ethereum Staking Node und Kiln hier nachlesen.
Auch hier wird eine Einlage von 32 Ether benötigt, um einen Validator zu betreiben. Bei dieser Möglichkeit beauftragst du einen Dienstleister, den Validator für dich zu betreiben. Die schwierige Technik wird outgesourct und der Dienstleister erhält für die Bereitstellung eine Service-Gebühr. Die Private Keys bleiben meistens in deinem Besitz.
Beispiel Stake FishDie Vorteile hier liegen klar auf der Hand. Nicht sehr zeitaufwendig und keine Notwendigkeit, sich mit den technischen Details und Risiken des Stakings zu befassen. Meistens bleiben die Keys im eigenen Besitz, was ein wichtiger Unterschied zu z.B. dem Staking via einer Kryptobörse ist.
Ein Nachteil kann sein, einen vertrauenswürdigen Anbieter zu finden. Die Gebühren können sich von Anbieter zu Anbieter unterscheiden.
Einschätzung: Bei dem Aufsetzen von nur einem Validator lohnt sich diese Methode mehr als das Solo-Staking. Bei einer gewissen Anzahl von Validatoren, könnte sich auch ein eigenes Solo-Staking Setup lohnen, wenn die erwartete Rendite (deutlich) höher als die Gebühren des Dienstleisters sind.
Pool-Staking
Pool-Staking ist für die meisten Privatanleger die beste Möglichkeit, am Staking teilzunehmen. Es werden keine 32 Ether benötigt. Mehrere ETH-Anleger können sich in einem Pool organisieren, um gemeinsam einen eigenen Validator zu betreiben. Die Rendite wird anteilig an alle “Einzahler” verteilt. Das Matchen von einem solchen Pool wird von einem Protokoll oder einem Dienstleister organisiert, die dafür eine Gebühr nehmen. Lido Finance oder Rocket Pool sind bekannte Beispiele.
Beispiel Lido FinanceAuch hier benötigst du kein technisches Wissen zum Betreiben eines Validators. Die Mindesteinlage ist deutlich unter einem Ether und wird vom Protokoll bestimmt.
Ein besonderes Merkmal ist die Herausgabe von Ether-gleichen Token während des Staking-Prozesses. Mit der Einzahlung in einen Staking-Pool erhältst du im Austausch einen Token, der häufig den Wert von Ether 1 zu 1 repräsentieren soll.
Mit dem Token kannst du jederzeit das anteilige Staking beenden (was zur Zeit bis zum Post-Merge-Upgrade / Ethereum Shanghai Upgrade noch nicht möglich ist) und dir deine richtigen Ether wieder auszahlen lassen. Staking-Rewards werden anteilig an Adressen mit diesem Token ausgezahlt.
Über diesen Umweg wird gestaktes ETH handelbar und liquide und natürlich kannst du es auch in zahlreichen Defi-Produkten währenddessen einsetzen. Ein Beispiel hierfür ist stETH von Lido Finance.
Besonderheit Rocket Pool
Der Token erhält keine Staking-Einnahmen ausgezahlt, sondern der Wert des Token erhöht sich im Verhältnis zu ETH stattdessen. Ein Aspekt, der für die steuerliche Behandlung interessant sein könnte. Siehe dazu auch den Artikel von Winheller.
Einschätzung: Durch die Einfachheit und geringe Mindesteinlage ist diese Methode für die meisten Privatanleger die wohl beste Wahl. Das Poolen von Validatoren in solchen Protokollen kann allerdings zur Zentralisierung im Netzwerk führen.
Pool-Staking über Kryptobörsen
Ein weiterer bequemer Weg seine Ether-Einlagen zum Staking ohne Mindesteinlage bereitzustellen, ist es eine zentralisierte Kryptobörse zu nutzen. Das Prinzip funktioniert ganz ähnlich wie durch das Pool-Staking nur mit einigen weiteren Nachteilen.
Die zentralisierte Kryptobörse sammelt mehrere Interessenten zusammen, um die 32 Ether für den Validator zusammenzukriegen. Die Kryptobörse eröffnet und betreibt dann den Validator, sodass du dich nicht um die technischen Details kümmern musst. Dafür nimmt die Kryptobörse eine Service-Gebühr.
Der Anleger erhält meistens ebenfalls im Gegenzug einen Token, der den Wert von dem eingezahlten Ether 1 zu 1 repräsentiert. Beispiel: ETH2 bei Kraken. Auch sind diese Token liquide und können in der Regel gegen die richtigen Ether jederzeit ausgetauscht werden. Allerdings ist der Handel auf die herausgegebene Börse beschränkt.
Jetzt kommt der entscheidende Nachteil zum Staken gegenüber Pool-Protokolle. Du als Anleger bist nicht im Besitz deiner privaten Schlüssel. Das heißt, dass du technisch gesehen nicht mehr der Besitzer deiner Ether bist, auch wenn die Kryptobörse dir das Versprechen gibt, dir deine Ether wieder auszuzahlen. Im Falle einer Insolvenz oder anderen technischen Störungen, können deine Bestände gesperrt oder sogar verloren gehen (s. den Insolvenzfall Celsius).
Einschätzung: Auch diese Methode wird für die meisten Privatanleger mit weniger als 32 Ether die (richtige) Wahl sein. Sofern es sich um einen seriösen und sicheren Anbieter handelt, kannst du deine Ether bei Kryptobörsen staken lassen.
Ich persönlich würde immer Pool-Staking über Protokolle dem Staking über Kryptobörsen vorziehen, da sie sicherer sind und tendenziell auch weniger stark zur Zentralisierung im Netzwerk beitragen.
Tipp: Aufteilen der Ether-Bestände auf unterschiedliche Börsen, um das Insolvenzrisiko zu minimieren.
Wie viel Rendite gibt es?
Die Belohnungen für das Staking sind bei Ethereum nicht fix, sondern werden dynamisch angepasst. Ein wichtige Kennzahl ist der Anteil von gestakten Ether zur Gesamtmenge aller Ether im Netzwerk. Sinkt der Anteil, erhöht sich die Belohnung. Erhöht sich der Staker-Anteil, so sinkt die erwartbare Rendite.
Zur Zeit sind wir bei zirka 4% pro Jahr. Bis zum Post-Merge-Upgrade am 12.04.2023 wird diese Zahl weiter sinken. Nachdem die Auszahlungen von gestakten Ether ermöglicht sind, sollte sich die Rendite bei 4-5% p.a. einpendeln.
Dies ist allerdings nur die Rendite von Solo-Stakern mit eigenen Validatoren. Benutzt du einen Dienstleister oder ein Protokoll, musst du die Service-Gebühren von dieser Rendite abziehen. Eine gute Übersicht gibt es auf Staking Rewards.