Die 5 größten Mythen über Kryptowährungen – und was wirklich stimmt

Marco Schneekluth
24. April 2025 Aktualisiert: 24. April 2025
Wissen
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Bitcoin ist die Mutter aller Kryptowährungen, aber längst nicht die einzige am Markt. Zu den verschiedenen Kryptowährungen haben sich unterschiedlichen Mythen etabliert. Ein Grund dafür ist die mediale Aufmerksamkeit, die das Thema in den letzten Jahren erzeugt hat. Denn mit Beiträgen in Zeitungen sowie in Rundfunk und Fernsehen perpetuieren Journalisten bestimmte Geschichten. Einige wenigen davon haben es sogar auf die Kinoleinwand oder auf Netflix geschafft. Viele davon basieren leider auf Vorurteilen, haben aber einen wahren Kern.

Ich habe mir angeschaut, was davon wirklich stimmt und welcher Teil der Storys eher im Reich der Legenden zu verorten ist. Vielleicht hilft das nicht nur dem einen oder anderen Leser, sondern auch Content-Creatoren oder Journalisten bei ihrer Suche nach der Wahrheit.

Drogen, Darknet & Bitcoin – stimmt das Klischee?

Es stimmt: Bitcoin war in den Anfangsjahren ein beliebtes Zahlungsmittel im Darknet – vor allem auf Plattformen wie Silk Road. Dieser Umstand hat sich tief ins öffentliche Bewusstsein eingebrannt und prägt bis heute das Klischee von Kryptowährungen als Werkzeug für Kriminelle. Doch die Realität hat sich längst verändert.

Darknet Anonymous

Blockchain-Transaktionen sind öffentlich einsehbar und lassen sich oft besser nachverfolgen als Bargeldbewegungen. Strafverfolgungsbehörden weltweit nutzen Analyse-Tools, um Geldflüsse auf der Blockchain zu überwachen. Illegale Aktivitäten machen laut aktuellen Studien nur noch einen Bruchteil des gesamten Krypto-Transaktionsvolumens aus. Kurz: Ja, Bitcoin wurde missbraucht – ist heute jedoch für Kriminelle längst kein sicherer Hafen mehr.

Unserer Beitrag: Ist Bitcoin anonym oder pseudonym?

Allerdings schmeißen Diebe, Hacker und Schmuggler nicht wegen Analysesoftware die Flinte ins Korn. Denn es gibt immer noch Kriminalität im Darknet, die mit oder über Kryptowährungen finanziert wird. Weil Bitcoin leicht zu überwachen ist, nutzen sie Kryptowährungen, die sich auf die Verschleierung von Transaktionen spezialisiert haben. 

Der Goldstandard in Sachen Anonymität und Datenschutz ist Monero (XMR). Aus diesem Grund haben diverse Börsen im internationalen Umfeld diese Kryptowährung auch aus dem Programm genommen. In einigen Ländern sind die Bedenken so groß, dass die Politik schlicht ein Monero-Verbot umgesetzt hat, was auch für andere Coins mit Datenschutzfunktion gilt.

Südkorea hat diesbezüglich sehr früh einen Riegel vorgeschoben und auch in der EU und den USA wird das Thema kritisch betrachtet. Im Darknet ist also schon seit einiger Zeit ein Shift festzustellen, wobei Bitcoin immer weniger eine Rolle spielt und Monero weicht. 

Wer also Schlagzeilen produziert, bei der Bitcoin das Zahlungsmittel für Kriminelle darstellt, der ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit und hat den Trend um Monero verpasst.

Rechenmonster oder Klimakiller? Die Umweltfrage

Der Energieverbrauch von Bitcoin steht regelmäßig in der Kritik – und das zu Recht: Das sogenannte Proof-of-Work-Verfahren verbraucht große Mengen Strom, da es auf rechenintensiven „Bitcoin Mining“ basiert. Allerdings ist die Diskussion oft einseitig. Zum einen nutzen viele Mining-Betriebe inzwischen erneuerbare Energien oder siedeln sich dort an, wo Stromüberschüsse entstehen.

Bitcoin und Krypto Miner von einer Serverfarm
Ein typischer Serverraum mit Bitcoin Mining Hardware. Hier ein Bild vom Anbieter Bitkern

Zum anderen hat Ethereum – die zweitgrößte Kryptowährung – bereits auf ein alternatives Verfahren namens Proof of Stake umgestellt, das bis zu 99 % weniger Energie verbraucht. Im Gegensatz zu PoW, bei dem Miner komplexe mathematische Probleme lösen müssen, basiert PoS auf dem Einsatz von Kryptowährungen als Sicherheit, wodurch der hohe Energieaufwand entfällt.​

Die Branche ist also in Bewegung. Zudem stellt sich die Frage, wie Bitcoin im Verhältnis zu anderen globalen Systemen wie Banken oder Goldabbau abschneidet. Die pauschale Gleichsetzung von Bitcoin mit einem „Klimakiller“ greift zu kurz – differenziertes Hinschauen ist gefragt.

Laut Schätzungen verbrauchte das Bitcoin-Netzwerk im Jahr 2021 etwa 114 Terawattstunden pro Jahr, während das Bankensystem auf über 260 TWh pro Jahr kommt. Zudem haben viele Mining-Unternehmen damit begonnen, erneuerbare Energiequellen zu nutzen oder sich in Regionen mit Stromüberschüssen anzusiedeln. Beispielsweise nutzen nordamerikanische Unternehmen abgelagertes Gas als kosteneffiziente Energiequelle für das Bitcoin-Mining. Dennoch muss man einräumen, dass die Gesamtbilanz gemischt bleibt, da nicht alle Mining-Betriebe auf nachhaltige Energiequellen setzen.​

Die Diskussion über den Energieverbrauch von Kryptowährungen wie Bitcoin ist komplex und vielschichtig. Während der hohe Energiebedarf von PoW-basierten Systemen unbestreitbar ist, zeigen Entwicklungen wie die Umstellung von Ethereum auf PoS, dass die Branche bestrebt ist, nachhaltigere Lösungen zu finden. Ein differenzierter Blick, der sowohl die aktuellen Herausforderungen als auch die Fortschritte berücksichtigt, ist daher essenziell. Wer Kryptowährungen also pauschal als Klimasünder darstellt, übersieht wesentliche Punkte und wird dem Thema nicht gerecht.

Krypto = Casino? Warum das zu kurz gedacht ist

Die Kurse vieler Kryptowährungen sind volatil – keine Frage. Wer sich nur oberflächlich mit dem Thema beschäftigt, kann leicht den Eindruck gewinnen, dass es sich bei Bitcoin & Co. um ein reines Spekulationsobjekt handelt. Doch Kryptowährungen sind mehr als volatile Coins auf Handelsplattformen. Hinter vielen Projekten stehen komplexe technologische Infrastrukturen – etwa für digitale Zahlungsnetzwerke, Smart Contracts oder dezentralisierte Finanzanwendungen.

Auch Bitcoin selbst wurde nicht als Casino-Spielzeug entworfen, sondern als dezentrales Geldsystem, das unabhängig von Banken funktioniert. Die Spekulation ist ein Nebeneffekt eines jungen, dynamischen Markts – nicht sein Zweck.

Wie auch bei jedem anderen Finanzasset gibt es auch bei Bitcoin Spekulanten

Man muss in Hinblick auf diesen Aspekt zwischen Blockchain-Projekten unterscheiden, die ein echtes Problem lösen wollen und solchen, die ausschließlich einen Token auf den Markt bringen möchten. Letzteres ist primär bei den Memecoins der Fall und es ist vollkommen berechtigt diesen Teil des Marktes mit einem Casino gleichzusetzen. 

Aber ist die Frankfurter Börse ein Casino, weil es Penny Stocks gibt? Sicher nicht!

Ein Faktor, der in jüngerer Vergangenheit zu diesem Image beigetragen hat, ist die Plattform Pump.fun. Die Plattform ermöglicht es, mit wenigen Klicks sogenannte Meme-Token auf der Solana-Blockchain zu erstellen – ohne technische Vorkenntnisse, Programmierkenntnisse oder gar ein konkretes Projekt dahinter. Die Erstellung eines Tokens ist automatisiert, kostengünstig und innerhalb von Sekunden abgeschlossen. Sobald ein Token live ist, wird er direkt auf der Plattform handelbar gemacht, wobei das System über ein Bonding-Curve-Modell arbeitet. Das bedeutet: Der Preis des Tokens steigt mit jedem Kauf an und fällt mit jedem Verkauf – ein Mechanismus, der kurzfristige Preisspekulation begünstigt.

Was Pump.fun so besonders – und zugleich umstritten – macht, ist die radikale Niedrigschwelligkeit. Jeder kann einen Token launchen, versehen mit einem lustigen Namen, einem Meme-Profilbild und einer Prise Hype. Es braucht kein Whitepaper, keine Roadmap und kein tatsächliches Produkt. Dadurch entsteht eine Dynamik, in der viele Nutzer versuchen, möglichst früh in neu erstellte Tokens zu investieren, um dann von einer anschließenden Kaufwelle anderer zu profitieren – bevor sie rechtzeitig wieder aussteigen. Diese „Buy early, dump fast“-Mentalität hat starke Parallelen zum Glücksspiel und befeuert das Bild vom Krypto-Casino.

Zwar sehen Befürworter in Pump.fun einen kreativen Raum für experimentelle Märkte und virales Marketing, doch der überwiegende Teil der dort gehandelten Tokens ist nach kurzer Zeit wertlos. Der Großteil der Gewinne entsteht für wenige frühe Käufer – auf Kosten derer, die zu spät einsteigen. In diesem Kontext ist es nachvollziehbar, dass Plattformen wie Pump.fun das Image der Kryptobranche nachhaltig beeinflussen, indem sie den spekulativen und oft unseriösen Charakter bestimmter Marktsegmente in den Vordergrund rücken.

Braucht man ein Informatikstudium für Bitcoin?

Die Technologie hinter Bitcoin kann komplex wirken – Hashfunktionen, Kryptografie, Wallets und Private Keys schrecken viele ab. Doch in der Praxis ist der Einstieg einfacher, als viele glauben. Heute gibt es benutzerfreundliche Apps und Plattformen, die den Umgang mit Bitcoin stark vereinfacht haben. Wer Online-Banking bedienen kann, kommt meist auch mit Krypto-Anwendungen zurecht. Natürlich lohnt es sich, sich vor dem ersten Kauf grundlegend zu informieren – aber ein Informatikstudium braucht niemand. Viel wichtiger ist ein gesundes Maß an Medienkompetenz, technischer Neugier und die Bereitschaft, sich mit neuen Konzepten auseinanderzusetzen.

Dennoch bleibt Bitcoin kein reines Konsumprodukt, bei dem man blind auf „Kaufen“ klicken sollte. Wer sich ein bisschen tiefer mit der Funktionsweise beschäftigt – etwa wie Transaktionen funktionieren, was eine Blockchain überhaupt ist oder warum es eine feste Obergrenze von 21 Millionen Bitcoins gibt – wird nicht nur sicherer im Umgang, sondern versteht auch besser, warum Bitcoin so konzipiert wurde, wie es ist. Das kann helfen, Risiken realistischer einzuschätzen und Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Zudem entwickeln sich das Ökosystem und die Werkzeuge ständig weiter. Wer einmal grundlegende Begriffe wie Seed Phrase, Non-Custodial Wallet oder Layer-2-Netzwerke verstanden hat, kann schnell ein Gefühl dafür entwickeln, welche Anwendungen seriös und sinnvoll sind – und welche eher dem spekulativen Bereich zuzuordnen sind. Es geht also weniger darum, jedes technische Detail zu durchdringen, sondern darum, ein solides Grundverständnis aufzubauen. Das schützt nicht nur das eigene Vermögen, sondern stärkt auch die Eigenverantwortung – ein zentraler Gedanke hinter Bitcoin selbst.

„Regierungen werden Krypto sowieso verbieten“ – wirklich?

Die Angst vor einem pauschalen Krypto-Verbot hält sich hartnäckig. Viele fragen sich: Was, wenn Staaten Bitcoin & Co. einfach verbieten? Tatsächlich gab es in der Vergangenheit Versuche in diese Richtung – allen voran das Verbot von Krypto-Transaktionen in China. Doch der globale Trend zeigt in eine andere Richtung: Die meisten Regierungen setzen inzwischen auf Regulierung statt Repression. In den USA wurden 2024 die ersten Spot-Bitcoin-ETFs zugelassen – ein deutliches Zeichen dafür, dass Kryptowährungen längst im Mainstream angekommen sind. Auch in der EU wird mit der MiCA-Verordnung ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der Krypto reguliert, aber nicht verbietet.

Ein vollständiges Verbot wäre zudem technisch kaum durchsetzbar. Bitcoin ist ein dezentrales Netzwerk, das nicht einfach abgeschaltet werden kann. Das Gleiche gilt ebenfalls für die meisten anderen Kryptowährungen, die über eine öffentliche und zensurresistente Blockchain verfügen. Selbst in Ländern mit restriktiven Gesetzen finden Transaktionen weiterhin statt – oft über dezentrale Plattformen oder per Peer-to-Peer. Die Realität ist also: Staaten wollen Krypto nicht mehr verbieten, sondern in geordnete Bahnen lenken. Wer auf ein allgemeines Verbot spekuliert, verkennt die politische und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre.

Partielle Verbote betreffen lediglich Monero und andere Privacy Coins, wie wir bereits in einem vorherigen Abschnitt erörtert haben. Solche Verbote erstrecken sich jedoch höchstens auf Akteure wie etwa Börsen und andere Dienstleister. Sie dürfen ihren Kunden dann entsprechende Kryptos nicht mehr anbieten.


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Betreiber und Gründer von Kryptokenner.de. Ich beschäftige mich seit 2014 mit Kryptowährungen. Der freiheitliche, philosophische Gedanke von Bitcoin hat mich zuerst begeistert, doch erst einige Zeit später habe ich das Potential in der Blockchain-Technologie verstanden. Mein Ziel ist es euch das sichere Investieren und den Nutzen von Kryptowährungen näher zu bringen. Mehr zu mir und dem Blog.