Decentralized Finance hat in den letzten Jahren (2021-2022) an hoher Bedeutung gewonnen. DeFi stellt die aktuelle Finanzwelt und damit den Status Quo infrage. Im Februar 2022 erreichte der Krypto-Lending Markt ein neues Hoch der Marktkapitalisierung mit rund $78 Milliarden. Dies ist das 10-fache an Wachstum im Vergleich zum Vorjahr.
Was ist Lending / Borrowing
Wie auch im klassischen Finanzsystem können Teilnehmer in DeFi Kryptowährungen leihen und verleihen. Wird eine Währung ausgeliehen, so wird ein Zins auf den ausgeliehenen Betrag gezahlt. Je nachdem, ob, eine Währung geliehen oder verliehen wird, erhält oder bezahlt der Teilnehmer diesen Zinssatz. Jedoch unterscheiden sich das DeFi Lending signifikant zum traditionellen Finanzsystem.
Wie funktioniert DeFi Lending / Borrowing
Das DeFi Lending System basiert auf sogenannten Lending-Protokollen. Diese bestehen aus Code und die darin eingebetteten Smart-Contracts. Durch diese Protokolle wird ein Lending-Pool erstellt, in welchen die Investoren ihre Liquidität einzahlen. Hierbei sind die eingezahlten Investitionen in Smart Contracts festgehalten. Um Kryptowährungen von einem Lending-Protokoll zu leihen, muss eine Sicherheit (Kollateral) hinterlegt werden. Anhand des Wertes des Kollateral wird bestimmt, wie hoch der ausgeliehene Betrag vom Protokoll sein darf. Hierbei lässt sich als Faustwert sagen, dass im Schnitt ein Kollateral von 150 % der Leihsumme eingezahlt werden muss. Aus diesem Lending-Pool können nun Kryptowährungen ausgeliehen werden. Zwei Besonderheiten in DeFi Lending-Protokolle sind die sogenannten C- oder A-Tokens und die Funktion des Kollateral bei Dynamiken.
C-Tokens / A-Tokens
Diese Art von Tokens werden vom Protokoll an die Investoren ausgegeben. Die Bezeichnung von C- oder A-Tokens beziehen sich dabei lediglich auf das genutzte Lending-Protokoll. In dem Lending-Protokoll AAVE heißen Sie A-Tokens und im Lending-Protokoll Compound dementsprechend C-Tokens. Sie repräsentieren die Investition sowie den Zins, welchen die Investoren erhalten. Die Besonderheit dieser Tokens liegt darin, dass sie ganz gewöhnliche ERC-20 Tokens sind. Sie können wie gewöhnliche Tokens gehandelt werden. Sollte ein Investor seine Investition liquidieren wollen, so kann er einfach die C- oder A-Tokens verkaufen. Der neue Besitzer erhält nun die Investition, sowie die dazugehörigen Zinsen. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Zinsen für den Investor nicht direkt an ein Wallet ausgezahlt werden. Sie sind lediglich im Wert des C- oder A-Tokens inbegriffen. Die Zinsen werden ausgeschüttet, sobald der Token wieder zurück an das Protokoll gegeben wird. Der Besitzer erhält nun die Investition, sowie die Zinsen zurück.
Kollateral
Ein Kollateral ist die Bezeichnung für die hinterlegte Sicherheit. Da es im Bereich DeFi Lending keinerlei Sicherheit für die Investoren gibt, müssen leihende Teilnehmer eine Sicherheit hinterlegen. Die zu hinterlegende Sicherheit unterscheidet sich zwischen den unterschiedlichen Lending-Protokollen, sowie für die unterschiedlichen Währungen. Die hinterlegte Sicherheit schützt die Investoren sowie die Borrower. Der Investor hat die Möglichkeit, auf das Kollateral zuzugreifen, wenn der Borrower den geliehenen Betrag nicht zurückzahlt. Andererseits schützt die hinterlegte Sicherheit die leihende Person, da diese den geliehenen Betrag so lange halten kann wie Sie möchte. Der geborgte Betrag ist für beide Seiten geschützt.
Dynamiken in Lending-Protokollen
Um den genauen Mechanismus hinter dem Kollateral zu verstehen, werfen wir einen Blick auf potenzielle Dynamiken in einem Lending-Protokoll. Nehmen wir an, dass der Investor UDSC bereitstellt. USDC ist ein Stablecoin, welcher sich an USD $ orientiert. Der Borrower erhält diese USDC und hinterlegt als Sicherheit 1 ETH (1 ETH = 2000 $). Des Weiteren ist das Kollateral-Verhältnis, welches hinterlegt sein muss 1:1.5 oder auch 150 %.
Szenario 1: Keine Dynamik: Der Borrower hinterlegt 1 ETH beim Wert von 1 ETH = 2000 $. Ist die Kollateral hinterlegt, darf der Borrower bis zu 1333 $ Wert an USDC Tokens ausleihen (2000 $/1,5 = 1.333,33 $). Da in diesem Fall keine Dynamik gibt, gibt es keine zu berücksichtigen Änderungen.
Szenario 2: ETH steigt im Wert (1ETH = 2500 $) : Die hinterlegte Sicherheit gewinnt an Wert, damit darf der Borrower mehr USDC aus dem Lending-Pool ausleihen. Die leihende Person darf jetzt bis zu 1.666,66 $ an USDC ausleihen (2500$/1,5 = 1.666,66 $), das Verhältnis von 1:1,5 ist eingehalten.
Szenaio 3: ETH verliert an Wert (1ETH = 1500 $) : Die hinterlegte Sicherheit verliert an Wert. Das Kollateral-Verhältnis von 1:1,5 ist nicht mehr eingehalten (1500 $/1,5 = 1000 $) entweder muss der Borrower seine Sicherheit erhöhen oder es wird ein Teil der ausgezahlten USDC zurückgezahlt. Das Verhältnis von 1:1,5 muss eingehalten werden.
An diesen drei Szenarien sollte deutlich geworden sein, dass die hinterlegte Sicherheit und das damit zusammenstehende Verhältnis beide Seiten gegen unerwartete Kursveränderungen schützt.
Vorteile von Lending / Borrowing in DeFi
Wieso ist derzeit das Lending / Borrowing in DeFi so beliebt? – Dies liegt vorerst an der Möglichkeit an sich. Kryptowährungen werden oftmals von Investoren für eine lange Zeit gehalten. Für diese Investoren bietet sich Lending optimal an, um die eigenen Kryptowährungen für sich arbeiten zu lassen. Des Weiteren ermöglicht die neue Welt von DeFi hohe Zinsraten, welche für traditionellen Finanzsystem kaum erreichbar sind.
Für leihende Personen bieten sich Lending-Protokolle an, wenn diese Personen eine bestimmte Währung benötigt, hierfür aber nicht Ihre Kryptowährungen eintauschen möchten. Stattdessen können Kryptowährungen hinterlegt werden. Des Weiteren besteht die Möglichkeit sich Kryptowährungen oder Tokens auszuleihen und mit diesen einen größeren Mehrwert zu erschaffen, als die zu zahlende Zinsrate. Da die Zinsraten für Lending-Protokollen oftmals unter 4-5 % per annum liegen.