Hardware Wallets im Vergleich: Seed-Phrase versus Seedless am Beispiel Ledger, Trezor, Bitbox & Tangem

Marco Schneekluth
4. September 2025
Vergleiche
Wallets
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Die Sicherung von Kryptowährungen bleibt ein zentrales Thema, besonders mit Blick auf die Eigenverwahrung. Wer ernsthaft in Bitcoin, Ethereum oder andere digitale Assets investiert, kommt kaum an Hardware Wallets vorbei. Diese kleinen Geräte schützen private Schlüssel offline und bieten damit eine Option gegen Hackerangriffe auf Online-Dienste.

In der Welt der Hardware Wallets gibt es aber verschiedene Ansätze. Während etablierte Modelle wie Ledger, Trezor oder Bitbox auf Seed-Phrasen setzen, verfolgen neuere Anbieter wie Tangem einen zunehmend „seedless“ (also standardmäßig ohne Seed-Phrase) Ansatz.

Doch wo liegen eigentlich die zentralen Unterschiede, Vor- und Nachteile dieser Methoden und worauf solltest du achten, wenn du dich für ein Wallet entscheidest? In diesem Beitrag beleuchten wir beide Ansätze praxisnah und sachlich.

Was sind Hardware Wallets – und was ist eine Seed-Phrase?

Grundprinzip Hardware Wallet

Eine Hardware Wallet ist ein physisches Gerät zur sicheren Aufbewahrung von Kryptowährungen. Der Clou: Die privaten Schlüssel, also der Zugang zu deinen Coins, verbleiben stets offline auf dem Gerät. Damit sind sie vor Online-Angriffen und typischen Phishing-Tricks optimal geschützt.

Die Seed-Phrase: Dein Master-Schlüssel

Viele klassische Hardware Wallets generieren bei der Einrichtung eine sogenannte Seed-Phrase: Eine Liste von meist 12 bis 24 englischen Wörtern. Diese Phrase ist der „Master-Schlüssel“ zu deinen Kryptowährungen. Bei Verlust oder Defekt des Geräts lassen sich mit der Seed-Phrase sämtliche Wallet-Inhalte auf einem anderen Gerät oder sogar einer Software-Wallet wiederherstellen, ganz herstellerunabhängig.

Seed Phrase mit Trezor und Coins

Wichtig: Die Seed-Phrase ist nur für dich bestimmt. Wer sie kennt, kontrolliert dein gesamtes Krypto-Portfolio!

Seedless Wallets – der neue Ansatz

Geräte wie die Tangem Wallet verzichten standardmäßig auf die Seed-Phrase. Stattdessen setzen sie auf NFC-gestützte, physische Karten oder Ringe, die im Backup-Verfahren zusammenwirken. Verlieren Nutzer eine Karte, können sie mit den verbleibenden Karten oder Geräten den Zugang wiederherstellen – ganz ohne umständliche Notizen oder Listen.

Tangem Ring einrichten mit dem iPhone
Tangem Ring scannen und einrichten mit dem Handyvia NFC

Seed-Phrase oder seedless? Vergleich der Ansätze

Seed-basierte Hardware Wallets (z.B. Ledger, Trezor, Bitbox)

Vorteile

  • Hohe Sicherheit: Private Schlüssel verbleiben isoliert auf dem Device; Seed-Phrase als universelles Backup.
  • Flexible Wiederherstellung: Die Wiederherstellung funktioniert auf jedem kompatiblen Gerät, auch herstellerübergreifend.
  • Industriestandard: Die Seed-Phrase basiert auf anerkannten Standards (BIP39 / BIP44), was eine breite Kompatibilität mit anderen Wallets und Diensten sicherstellt.
  • Große Auswahl: Vielfältige Modelle und Anbieter , von günstigen Basismodellen bis High-End-Geräten mit Zusatzfunktionen (siehe Hardware Wallet Anbieter Vergleich)
  • Migration leicht gemacht: Wechsel zu anderen Wallet-Lösungen ist jederzeit möglich.

Nachteile

  • Risiko Seed-Verwaltung: Die Seed-Phrase muss absolut sicher gespeichert werden. Ein Zettel in der Schublade reicht nicht. Verlust, Diebstahl oder Beschädigung (z.B. durch Feuer) kann zum Totalverlust führen.
  • Menschliche Fehler: Zahlendreher, Schreibfehler oder Verwechslungen bei der Sicherung können fatale Folgen haben.
  • Social Engineering: Cyberkriminelle versuchen über gefälschte Software oder Phishing, Nutzer zur Eingabe ihrer Seed-Phrase zu verleiten.
  • Einrichtung kann Zeit brauchen: Die Erstinstallation mit Seed-Notierung erfordert Sorgfalt und dauert deutlich länger als moderne seedless Lösungen.

Praxistipp: Die Seed-Phrase niemals digital speichern oder fotografieren. Am besten mehrfach auf Papier (oder graviert auf Stahlplatten) an sicheren, getrennten Orten verwahren!

Seedless Hardware Wallets (z.B. Tangem)

Funktionsweise

Seedless Wallets wie Tangem verzichten auf die klassische Seed-Phrase. Hier kommen häufig mehrere Karten oder Ringe (Zum Tangem Ring Review) mit integriertem NFC-Chip zum Einsatz. Für die Wiederherstellung reichen meist zwei oder drei von ursprünglich ausgelieferten Karten aus – ganz ohne Seed-Backup.

Zwei Tangem Wallet Karten mit NFC-Chip
Zwei Tangem Wallet Karten mit NFC-Chip

Vorteile

  • Benutzerfreundlichkeit: Keine Seed-Phrase zum Notieren oder Aufbewahren. Ideal für Einsteiger, die sich nicht mit Backups und Schreibarbeit belasten wollen.
  • Schnelle Einrichtung: Die Inbetriebnahme erfolgt per Smartphone und NFC in wenigen Minuten – deutlich unkomplizierter als bei Seed-basierten Wallets.
  • Fehlerreduktion: Menschliche Fehler wie falsches Aufschreiben der Seed-Phrase werden vermieden.
  • Kein Single-Point-of-Failure: Beim Multikarten-Prinzip muss ein Angreifer mehrere Karten/Geräte stehlen, was die Sicherheit erhöht.

Nachteile

  • Abhängigkeit vom Hersteller: Backup und Wiederherstellung sind meist auf die Hardware und das Ökosystem des Anbieters (z.B. Tangem) angewiesen.
  • Eingeschränkte Migration: Wechsel zu anderen Wallet-Lösungen oder Anbietern ist nicht ohne Weiteres möglich, da es keinen universellen Seed gibt.
  • Risiko Totalverlust: Gehen alle (z.B. drei) Karten verloren, ist der Zugriff auf die Coins endgültig verloren, ähnlich wie auch bei Seed-Phrasen.
  • Zukunftssicherheit: Bei einem plötzlichen Aus der Anbieterfirma kann die Wiederherstellung schwieriger werden, auch wenn Teile des Designs (z.B. bei Tangem die App) open source sind.

Praxistipp: Reservekarten an sicher getrennten Orten lagern (z.B. eine daheim, eine im Bankschließfach), um Totalverlust zu verhindern.

Für wen eignet sich welches System?

Die Wahl des richtigen Hardware Wallets hängt vom Erfahrungsstand und Risikoprofil ab:

  • Seed-basiert: Perfekt für erfahrene Nutzer, die Wert auf Kompatibilität, Flexibilität und Industrie-Standards legen, auch beim Wechsel zwischen Anbietern oder Nutzung spezieller Wallet-Software.
  • Seedless (z.B. Tangem): Gut für Einsteiger und alle, die maximale Benutzerfreundlichkeit, schnelle Einrichtung und weniger Backup-Verwaltungsstress wünschen. Besonders empfehlenswert, wenn technische Hürden oder Scheu vor Papier-Backups bestehen.

Hinweis: Die optimale Sicherheit erreichst du, wenn du mehrere Systeme und Hersteller nutzt, so verteilst du das Risiko über verschiedene Backup- und Sicherheitsstrukturen. Für größere Portfoliowerte (ab vier- bis sechsstelligen Beträgen) empfiehlt sich der parallele Einsatz verschiedener Hardware Wallets.

Fazit

Die sichere Verwahrung von Kryptowährungen ist eine der wichtigsten und zugleich herausforderndsten Aufgaben im Krypto-Bereich. Ob klassische Seed-Phrase-Wallets wie Ledger, Trezor und Bitbox oder innovative seedless-Lösungen wie Tangem. Beide Ansätze bieten Vor- und Nachteile, die sich insbesondere nach Kenntnisstand und Sicherheitsbedürfnis des Nutzers richten. Schaue dir unsere Review zu den einzelnen Hardware Wallets hier an.

Wer Eigenverwahrung überhaupt betreibt, ist bereits auf einem guten Weg – im Vergleich zu vielen, die ihre Coins weiterhin an zentralen Börsen lassen und so völlig anderen Risiken ausgesetzt sind. Die Diversifikation über mehrere Hardware Wallets und unterschiedliche Sicherungskonzepte verbessert die Sicherheit nochmals.

Unsere Empfehlung: Mach dich mit beiden Welten vertraut und wähle ein Setup, das zu dir und deinem Portfolio passt. Einsteiger können mit Tangem oder ähnlichen Lösungen stressfrei starten, Fortgeschrittene profitieren oft von der Flexibilität klassischer Seed-basierten Wallets.


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Betreiber und Gründer von Kryptokenner.de. Ich beschäftige mich seit 2014 mit Kryptowährungen. Der freiheitliche, philosophische Gedanke von Bitcoin hat mich zuerst begeistert, doch erst einige Zeit später habe ich das Potential in der Blockchain-Technologie verstanden. Mein Ziel ist es euch das sichere Investieren und den Nutzen von Kryptowährungen näher zu bringen. Mehr zu mir und dem Blog.