DeFi: Warum ich zurzeit kein Yield Farming betreibe

Marco Schneekluth
3. September 2020
Defi
Teilen:
twitterfacebookredditlinkedinwhatsapp

Decentralized Finance (DeFi) wird immer bedeutender und relevanter im Kryptobereich. Das zeigt auch der gerade stattfinde Hype rund um das Thema Yield Farming.

In diesem Artikel möchte ich thematisieren, was Yield Farming ist, warum ein regelrechter Hype um Yield Farming entstanden ist und warum ich es in der jetzigen Marktlage nicht nutze.

Was ist Yield Farming?

Zuerst sollten wir klären, was Yield Farming eigentlich ist. Zugegeben das Wort Yield Farmer ist catchy und bleibt gut im Gedächtnis. Trotzdem ist Yield Farming für viele ein neues Konzept und damit nicht leicht zu verstehen. Für viele ist Crypto (leider) vor allem eines: Coin/Token XYZ kaufen und warten bis dieser Coin (scheinbar zufällig) nach X Monaten anfängt kräftig zu steigen. Dann kann Coin XYZ mit einem netten Profit verkauft werden. Diese Methode ist meist eher passiv. Yield Farming hingegen ist viel aktiver. Sogenannte Yield Farmer sind immer auf der Suche nach der besten Rendite (engl. Yield). Eine recht grobe und einfache Erklärung von Yield Farming ist:

Yield Farming ist der Versuch mit seinen Krypto-Assets innerhalb einer DeFi-Anwendung eine Rendite zu erwirtschaften.

DeFi-Anwendungen werden auf Smart Contracts Plattformen wie Ethereum entwickelt. Der überwiegende Teil dieser Anwendungen liegt auf der Ethereum Blockchain. Auch andere Plattformen haben DeFi-Anwendungen wie z.B. Waves.

Kein Yield Farming: $ETH kaufen, abwarten und wieder verkaufen
Yield Farming: Ethereum ERC20-Token wie $BAT, $USDT oder $ETH auf Compound verleihen und dafür Rendite erhalten.

Analogie zu der Landwirtschaft: Genau wie richtige Landwirte sind Yield Farmer immer auf der Suche nach dem besten Ertrag. 😉

Der Hype rund um Yield Farming

Nun werden sich viele sagen: Okay, ich kann einen Coin oder Token gegen Zinsen verleihen. Das ist doch nichts Neues. Stimmt, viele Kryptobörsen bieten dies schon mehrere Jahren an. Centralizied Finance (CeFi) sozusagen. Die Verwaltung, Logik und Abwicklung dieser Finanztransaktionen wird nun von einem Smart Contract und nicht mehr von einer Kryptobörse gehandhabt. Um einen Kredit aufzunehmen bzw. zu vergeben benötigst du keinen Mittelsmann mehr, sondern nur noch einen sicheren Smart Contract. Dezentrale Peer-To-Peer-Finanztransaktionen sind die erste große Neuheit von DeFi und Yield Farming.

Anreiz für Yield Farmer

Die Smart Contracts werden von Plattformen entwickelt, die als Market Maker agieren und den Bedarf der verschiedenen Finanzprodukte (z.B. Kreditvergabe) zusammenführen. Wichtig: Diese Plattformen haben keinen Zugriff auf eure Token.

Wir bleiben beim Beispiel der Kreditvergabe. Die Plattformen wie Compound oder MakerDao führen Angebot und Nachfrage zusammen. Da die Kredit sofort verfügbar sein soll, müssen genügend Assets innerhalb eines Pools verfügbar sein (Liquidität). Für die Bereitstellung der Liquidität innerhalb eines Pools durch ein Asset oder ein Assetpaar z.B. $ETH-$USDT wirst du vom Smart Contract entlohnt. Du stellst einem Pool also Liquidität bereit, verzichtest auf den Zugriff deiner Coins für einen beliebigen und flexiblen Zeitraum und erhälst dafür Zinsen des gewählten Poolassets.

Der Governance Token

Der richtige Hype begann aber als Compound einen eigenen ERC-20 Token $COMP herausgebracht hat. Dieser Token ist ein zusätzlicher Ertrag, der bei der Benutzung der Compound Produkte (Leihen, Verleihen, Bereitstellen von Liquidität, etc.) jedem Teilnehmer anteilig ausgezahlt wird. Ein Governance Token, der bei der zukünftigen Weiterentwicklung und Strategie des Compound Protokolles eingesetzt werden kann. Aber auch ein Token der ein hinreichend knappes Gut ist und einfach zu handeln ist (da ein ERC-20 Token). Viele DeFi-Plattformen haben ähnliche Anreizsysteme. Man erhält nun also mehrere Assets beim Benutzen der DeFi-Anwendungen zurück, die man verkaufen, verleihen oder mit denen man (gehebelt) spekulieren kann.

Quelle: Defipulse.com

Vereinfacht ausgedrückt kann durch einen Mix aus Bereitstellen, Verleihen und (gehebeltes) Verleihen von ERC-20 Token eine stattliche Rendite von mehr als 100% innerhalb kürzester Zeit erwirtschaftet werden. Dieser Eindruck wurde jedenfalls in den letzten Monaten von Yield Farmern auf Twitter, Reddit und YouTube erweckt. Das weckt natürlich Nachahmer und Gier und schon haben wir einen Hype im Krypto Space.

Warum ich (aktuell) kein Yield Farming betreibe

Warum also nicht einsteigen und (kurzfristig) seine nicht genutzten Coins zum Yield Farming nutzen? Rendite kommt von Risiko und das trifft hier genauso zu wie auf andere Investitionen. Das Rendite/Risiko-Verhältnis ist für mich zur Zeit nicht gut genug. Daher möchte ich im Folgenden ein paar Risiken nennen:

Unsichere Smart Contracts

Smart Contracts werden von Menschen geschrieben und diese können Fehler enthalten. Gemachte Fehler können in einer Blockchain nicht mehr zurückgenommen werden. Qualitätssicherung ist sehr wichtig. Um ungeprüfte Smart Contracts würde ich einen großen Bogen machen. Fehlerhafte Smart Contracts führen meistens zum Totalverlust. Vor kurzem hat es Yam.Finance getroffen und schon 2016 hat es bei The DAO kräftig geknallt.

Gebühren fressen die Rendite

Je komplexer eine Operation auf der Ethereum Blockchain ist, desto mehr Gas bzw. Gebühren werden fällig. Eine normale Transaktion ist im Vergleich zu der Ausführung eines (komplexen) Smart Contract um ein Vielfaches günstiger. Da ein Yield Farmer auf Smart Contracts angewiesen ist, hat er hohe Gebühren zu zahlen, solange der Gas Price hoch ist. Da der Gas Price durch den Hype extrem gestiegen ist (Artikel zur Skalierung von Ethereum 2), sind Ausführungen kleinerer Beträge einfach unwirtschaftlich. Gebühren von 50€ sind auf Dauer für den Space ungesund und helfen nur den großen Walen.

Yield Farming Steuern

Das Thema ist natürlich sehr länderspezifisch und ich bin hier auch kein Experte. Meines Wissens nach, gibt es hierzu praktisch keine Steuergesetze und Rechtssprechungen. Im Kern geht es hier um die Frage, ob die Rendite dir einen eventuellen Mehraufwand und ein eventuelle Beeinflussung deiner steuerlichen Situation Wert sind.

Fazit

Trotzdem ist Yield Farming und DeFi generell ein spanendes Feld, was vor allem Ethereum einen relevanten Anwendungsfall gibt. Bei den jetzigen Gebühren ist Yield Farming für mich leider unbrauchbar.


In dem Artikel habe ich vereinfacht, um Yield Farming und DeFi zu erklären. Das Thema kann schnell komplex und überwältigend wirken, wenn man es zum ersten Mal sieht.


Teilen:
twitterfacebookredditlinkedinwhatsapp

Betreiber und Gründer von Kryptokenner.de. Ich beschäftige mich seit 2014 mit Kryptowährungen. Der freiheitliche, philosophische Gedanke von Bitcoin hat mich zuerst begeistert, doch erst einige Zeit später habe ich das Potential in der Blockchain-Technologie verstanden. Mein Ziel ist es euch das sichere Investieren und den Nutzen von Kryptowährungen näher zu bringen. Mehr zu mir und dem Blog.