Vorsicht Scam! Wie Betroffene sich wehren können

21. Dezember 2024 Aktualisiert: 21. Dezember 2024
Gastbeitrag
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Betrugsversuche im digitalen Raum nehmen stetig zu. Betrüger nutzen ausgeklügelte Taktiken, um an persönliche Daten, Geld, Kryptowährungen oder den Zugang zu Girokonten zu gelangen. Ob gefälschte Online-Shops, betrügerische E-Mails oder falsche Investment-Angebote – die Methoden werden immer raffinierter. Viele Betroffene stehen nach einem Betrugsfall zunächst unter Schock. Doch wer richtig handelt, kann oft Schlimmeres verhindern und hat sogar eine echte Chance, sein Geld zurück zu bekommen.

Um das zu erreichen, muss man nicht nur wissen, wie man sich schützen kann, sondern auch genau über die Möglichkeiten bescheid wissen mit denen man sich gegen solche Straftaten erfolgreich wehrt.

Wie erkennt man einen Scam?

Betrugsversuche sind meist daran zu erkennen, dass sie mit Druck arbeiten: Der Absender verlangt schnelles Handeln, droht mit Konsequenzen oder lockt mit unrealistisch hohen Versprechen. Klassische Beispiele sind Phishing-Mails, bei denen Betrüger sich als Bank, Online-Dienst oder Behörden ausgeben und auf diesem Wege versuchen, sensible Informationen wie Passwörter oder Zugangsdaten zu erschleichen. In sozialen Medien und Dating-Plattformen sind sogenannte Romance-Scams verbreitet. Hier wird das Vertrauen der Opfer über Wochen oder Monate aufgebaut, bis schließlich Geldforderungen gestellt werden. Im Bereich der Finanzwelt sind getürkte Krypto-Investments besonders häufig – Betrüger versprechen hohe Gewinne, die nie eintreten. Dabei besonders häufig: Der Broker-Betrug. Die Täter erwecken den Eindruck, dass es sich um legitime Börsen oder Broker handelt und gaukeln den Betroffenen hohe Gewinne auf den Dashboards der Plattform vor. Sobald nach einer Auszahlung der Gewinne gefragt wird, fliegt die ganze Sache jedoch auf und statt Geld erhalten die Opfer zumeist weitere Zahlungsaufforderungen.

Hier gehen viele Betroffene den Betrügern ein weiteres Mal auf den Leim. Sie sind verunsichert und werden unter Druck gesetzt. Häufig wird ihnen gesagt, dass sie erst Steuern auf ihre Gewinne im Ausland zu begleichen hätten. In der Hoffnung bald die Spekulationsgewinne zu erhalten überweisen sie dann erneut und vergrößern noch den bereits erlittenen Schaden.

Wie man sich bei einem Scam am besten verhält

Die Beispiele aus der Praxis zeigen deutlich, dass richtiges Verhalten zu jedem Zeitpunkt der Straftat absolute Priorität hat. Es gilt Schäden abzuwenden und die Situation zu heilen, selbst dann, wenn man meint, dass die Täter bereits gewonnen haben. 

Wer einen Betrugsversuch bemerkt, sollte vor allem Ruhe bewahren. Panik spielt den Betrügern in die Hände. Persönliche Daten, Passwörter oder Bankinformationen dürfen niemals leichtfertig weitergegeben werden – weder per E-Mail noch am Telefon oder über Links. Bei verdächtigen Nachrichten hilft es oft schon, genau hinzusehen: Stimmt die Absenderadresse oder Website-URL? Enthalten die Nachrichten auffällige Rechtschreibfehler oder seltsame Formulierungen? Oft reicht eine kurze Internetrecherche, um zu prüfen, ob es sich um eine bekannte Betrugsmasche handelt. Finden sich bereits Warnungen anderer Betroffener, sollte man den Kontakt sofort abbrechen.

Wenn man dennoch Opfer eines Scams geworden ist, zählt jede Minute. Der erste Schritt sollte der Kontakt zur Bank oder zum Zahlungsanbieter sein, insbesondere wenn Geld überwiesen oder die Kreditkartendaten gestohlen wurden. Banken können in einigen Fällen Rückbuchungen veranlassen oder betroffene Karten sperren. Gleichzeitig müssen alle betroffenen Passwörter umgehend geändert werden, insbesondere für E-Mail-Konten, Online-Banking oder soziale Medien. Wichtig ist, den Betrug bei der Polizei zu melden. Eine Anzeige mag zwar nicht immer sofortige Ergebnisse liefern, hilft aber dabei, die Täter zu verfolgen und andere zu schützen. Auch Verbraucherzentralen und spezielle Beratungsstellen bieten Unterstützung und helfen Betroffenen, die richtigen Schritte einzuleiten. Zusätzlich macht es für Betroffene Sinn bei einer entsprechenden Schadenshöhe spezialisierte Anwälte oder Blockchain-Forensiker einzuschalten, welche die digitale Spur der Täter verfolgen und die Interessen der Betrugsopfer juristisch durchsetzen.

Wie stehen die Chancen das Geld zurückzubekommen?

Die Aussicht, das verlorene Geld nach einem Betrug zurückzubekommen, hängt stark von der Art des Scams und der Geschwindigkeit der Reaktion ab. Grundsätzlich gilt: Je früher der Betrug erkannt und gemeldet wird, desto größer sind die Chancen, zumindest einen Teil der Summe wiederzuerlangen.

Wurde beispielsweise eine Überweisung getätigt, kann die Bank oft helfen, das Geld zurückzuholen – sofern die Transaktion noch nicht final verbucht wurde. In solchen Fällen ist schnelles Handeln entscheidend: Eine sofortige Kontaktaufnahme mit der Bank erhöht die Chancen, die Zahlung zu stoppen. Bei Kreditkartenzahlungen sind die Aussichten meist besser. Hier bieten viele Kreditkartenunternehmen einen sogenannten Chargeback-Service an, mit dem unberechtigte Abbuchungen rückgängig gemacht werden können. Wer also mit Kreditkarte bezahlt hat, sollte umgehend den Kundenservice kontaktieren und die Transaktion als betrügerisch melden. Hierfür sollten Betroffene am besten auch Belege bereithalten, wenn es Rückfragen vom kartenausgebenden Institut geben sollte.

Schwieriger wird es bei direkten Überweisungen ins Ausland oder bei Zahlungen mit Kryptowährungen oder Gutscheinkarten. Insbesondere Transaktionen mit Bitcoin und Co. sind irreversibel sobald sie auf der Blockchain festgehalten wurden, was Betrügern zunächst die Rückgabe des Geldes erspart. Dennoch sollten Opfer auch hier nicht aufgeben: Ein detaillierter Bericht bei der Polizei, inklusive aller Belege und einer umfassenden Analyse aller Transaktionsdaten, kann unter Umständen zu Ermittlungserfolgen und der Ergreifung der Täter führen. Bei letzterem gilt übrigens ein ähnlicher Grundsatz wie bei der Meldung an Banken und Kreditkarteninstitute. Je schneller die Polizei nach der Tat von dem Betrug erfährt, desto höher sind die Chancen auf einen Ermittlungserfolg. Dies belegen diverse Kriminalstatistiken, was Betroffenen einen zusätzlichen Anreiz bietet, um aktiv zu werden.

Auch die Verbraucherschutzzentralen bieten Unterstützung und können helfen, Ansprüche bei Zahlungsdienstleistern geltend zu machen oder rechtliche Schritte einzuleiten. Bei Betrugsfällen durch Fake-Shops oder Plattformen lohnt es sich außerdem, auf Bewertungen hinzuweisen oder den Vorfall öffentlich zu machen. Dies erhöht den Druck auf die Betreiber und kann andere potenzielle Opfer warnen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die rechtliche Grundlage: In vielen Ländern, darunter Deutschland, besteht bei betrügerischen Abbuchungen oder unautorisierten Zahlungen ein gesetzlicher Schutz für Verbraucher. Hier können sich Betroffene auf ihr Recht berufen, insbesondere wenn sie schnell handeln und den Betrug rechtzeitig melden. Ob die Voraussetzungen dafür vorliegen, kann man im Zweifelsfall von einem Anwalt überprüfen lassen.

Im Gesamtbild haben Betroffene eines Scams durchaus Chancen ihr Geld zurück zu bekommen. Was die Erfolgschancen betrifft, so kommt es neben der individuellen Fallkonstellation auch auf entschlossenes und zielgerichtetes Verhalten der Betroffenen an.


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Timo Züfle ist Blockchain-Forensiker und der Gründer von CryptoTracing. In seinen Gastbeiträgen geht auf die Themen Blockchain-Analyse, Strafverfolgung und Unterstützung für Betrugsopfer ein.