Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf einer Transkription eines YouTube-Interviews. Fragen und Antworten können dadurch von der wörtlichen Gesprächssituation abweichen. Die Inhalte wurden für bessere Lesbarkeit überarbeitet.
Einführung
Chris Wind zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten im deutschsprachigen Bitcoin-Space. Mit Unternehmen wie Seedor, Satskeeper und Bitsurance engagiert er sich für die sichere Verwahrung, Vererbung und auch Versicherung von Bitcoin. Im Interview mit mir spricht Chris über seine persönlichen Erfahrungen, warum Sicherheit für Privatanleger so wichtig ist, und welche praktischen Tipps er für den Umgang mit Bitcoin auf Lager hat.
Interview – Fragen & Antworten
F: Chris, magst du dich einmal vorstellen? Wie bist du zu Bitcoin gekommen und was machst du heute?
A: Ich bin Chris und leite einige Firmen rund um Bitcoin. Mit Seedor widme ich mich der Selbstverwahrung, mit Satskeeper der sicheren Vererbung und bei Bitsurance haben wir die erste Versicherung für eigenverwahrte Bitcoin geschaffen. Ich bin recht früh auf Bitcoin gestoßen, habe anfangs damit spekuliert, kurzzeitig andere Wege eingeschlagen und bin letztlich wieder zu Bitcoin zurückgekehrt. Seit 2020 bin ich als Unternehmer fest in diesem Bereich verwurzelt.
F: Gab es bei dir eine Zwischenphase zwischen der Entdeckung von Bitcoin und dem Entschluss, Unternehmer im Bitcoin-Bereich zu werden?
A: Definitiv! Ich habe am Anfang meine Bitcoins sogar einmal verkauft und bin anderen Interessen nachgegangen, unter anderem einer akademischen Laufbahn als Materialwissenschaftler. Erst als ich mich intensiver, auch philosophisch mit Bitcoin beschäftigte, habe ich erkannt, wie fundamental diese Innovation ist. Obwohl ich keine Programmierkenntnisse hatte, konnte ich mit meinem Fachwissen einen Mehrwert leisten und Seedor ins Leben rufen. Meine Leidenschaft für Bitcoin hat mich letztlich dazu bewogen, den konventionellen Job hinter mir zu lassen.
F: Kamst du über den technischen Reiz oder über die ökonomische Perspektive zu Bitcoin?
A: Ehrlicherweise war für mich am Anfang vor allem der Gewinnaspekt ausschlaggebend („Number Go Up“). Ich habe mitbekommen, wie der Preis explodiert ist und sah darin eine Chance zu sparen und Wert zu erhalten. Das Wissen rund um die österreichische Schule kam später – und es hat mir geholfen, unser Wirtschaftssystem besser zu verstehen. Heute faszinieren mich vor allem die Freiheit und Souveränität, die Bitcoin ermöglicht: Du kontrollierst dein eigenes Geld, Transaktionen können weltweit und ohne Zensur durchgeführt werden.
F: Viele deiner Unternehmen drehen sich um Schutz und Absicherung von Bitcoin. Was sind deiner Meinung nach die größten Risiken für Privatanleger – und was unterschätzen viele beim Umgang mit Bitcoin?
A: Es gibt viele Wege, an Bitcoin „Exposure“ zu bekommen, etwa über ETFs (börsengehandelte Produkte), Unternehmenskassen oder Eigenverwahrung. Doch nur letzteres, also die echte Selbstverwahrung, bietet die zentralen Vorteile von Bitcoin.
Die gute Nachricht: Früher war das technisch schwierig, heute ist es mit Hardware Wallets relativ einfach. Die größten Risiken liegen meist beim Nutzer: Fehlende Backups, Unklarheiten im Erbfall, oder mangelnde Praxis im Umgang mit der Wallet. Ein Fehler, zum Beispiel beim Backup, kann gravierende Folgen haben. Deshalb rate ich, realistische Tests (z.B. Wallet-Recovery üben) durchzuführen, bevor größere Summen transferiert werden. Physische Risiken wie Einbruch und Raub lassen sich zum Teil absichern, etwa durch spezialisierte Versicherungen.
F: Kannst du für Privatanleger ein einfaches und sicheres Setup empfehlen? Worauf sollte man sich fokussieren?
A: Jeder startet meist mit dem Kauf auf einer Börse. Das ist bequem, birgt aber Risiken im Fall von Betrug oder Insolvenz (siehe FTX). Ich empfehle, möglichst früh die Coins in die eigene Verwahrung zu holen, z.B. mit einer BitBox oder anderen Hardware Wallets. Dann ist Backups machen wichtig, am besten redundant und an sicheren Orten gelagert. Unbedingt an die Vererbbarkeit denken: Es gibt keine Wallet im „letzten Hemd“, also sollte ein Nachfolgeplan bestehen. Tools wie Zeitverzögerungen oder Multisig sind heute einfach einsetzbar. Und noch ein Praxis-Tipp: Redet nicht offen darüber, dass ihr Bitcoin besitzt. Diskretion ist ein wichtiger Schutzfaktor.
F: Wie schätzt du als bekannte Persönlichkeit im Bitcoin-Umfeld das Risiko von Überfällen und Diebstahl ein?
A: In Mitteleuropa ist das Risiko zwar gering, nimmt aber mit der Bekanntheit durchaus zu. Man kann nie alles absichern, aber Maßnahmen wie Diskretion und organisatorische Vorkehrungen helfen. Mit Lösungen wie unserer Versicherung kann man den schlimmsten physischen Szenarien begegnen – sie sind aber eher das „Sicherungsnetz“ am Ende, nicht der erste Schritt. Die größte Gefahr liegt im „Meatspace“, also der realen Welt, wenn gezielt auf dich als Bitcoin-Besitzer zugegriffen wird.
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F: Zum Abschluss eine philosophische Frage: Denkst du, dass künftige Generationen einfach ein neues „Bitcoin“ ins Leben rufen könnten, falls das Original zu stark verteilt oder in den Händen von „alten“ Bitcoiner ist?
A: Was wir mit Bitcoin geschaffen haben, ist eine monetäre Basis, die niemand einseitig ändern kann – das funktioniert nur durch Konsens und strikte Regeln. Die Knappheit (21 Millionen Coins) und die dezentrale Kontrolle sind nicht beliebig reproduzierbar, was zahllose Altcoin-Projekte schon bewiesen haben.
Ich glaube, Bitcoin kann von Generation zu Generation weitergegeben werden: Durch Erbschaften, Arbeit für Bitcoin oder Akzeptanz im Alltag. Es wird schwieriger sein, ein ganzer „Wholecoiner“ zu werden, aber die Vorteile wie Transparenz, Limitierung und Fälschungssicherheit bleiben erhalten. Bitcoin ist in meinen Augen die einzige Kryptowährung, die sich als seriöser Wertaufbewahrer etabliert hat.
F: Welchen Rat hast du für junge Menschen, die gerade erst mit Bitcoin in Kontakt kommen?
A: Bitcoin ist und bleibt vermutlich die asymmetrische Wette unserer Generation. Klar, keine Anlageberatung, aber wer als junger Mensch heute beginnt und einen langen Atem mitbringt, setzt auf ein begrenztes, digitales Gut. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bitcoin seinen Wert langfristig hält oder steigert, ist aus meiner Sicht sehr hoch, vor allem angesichts der globalen Geldmengenausweitung.







