Was sind Ethereum Token und warum sind sie nicht alle gleich?

Wie funktionieren Ethereum Token und welche Unterschiede gibt es zwischen ihnen?
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Ethereum ist bekannt als die Plattform, auf der ständig neue Token entstehen, auf deren Wertentwicklung spekuliert werden kann. Tatsächlich war dies nicht immer so, denn vor dem Jahr 2016 war es für Krypto-Projekte üblicher, eine eigene Blockchain zu starten, welche in der Regel auf Proof of Work basierte. Man benötigte also eine eigene Infrastruktur, welche von den Minern bereitgestellt wurde und war davon abhängig, dass diese wuchs und erfolgreich war.

Durch die Ethereum Token veränderte sich dieses Modell grundlegend, denn fortan war nur noch ein Smart Contract notwendig und die Ethereum-Blockchain sicherte sämtliche Transaktionen ab. Wie funktionieren diese Token und welche Unterschiede gibt es zwischen ihnen? In diesem Artikel schauen wir uns die Ethereum Token gemeinsam genauer an.

Was sind Ethereum Token?

Ein Token kann prinzipiell einen beliebigen Wert oder ein beliebiges Asset darstellen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass dem Token lediglich ein bestimmter Zweck zukommt. Im Kontext dieser nahezu universellen Anwendungsmöglichkeiten wird auch häufig von der Tokenisierung (engl. tokenization) gesprochen.

Aus technischer Sicht basieren Ethereum Token auf Smart Contracts. Wie diese genau funktionieren, haben wir im vorherigen Teil unserer Reihe erklärt. Wenn du diesen Teil noch nicht studiert hast, dann lohnt sich ein Besuch. In Bezug auf die Token regelt der Smart Contract sämtliche Details und Fundamentaldaten. Daher, um welche Art von Token es sich handelt, die Emissionsrate, die maximale Umlaufmenge bis zu banalen Details wie dem Namen und dem Ticker.

Hier der Unterschied zwischen Coin und Token erklärt.

Um Entwicklern einen Rahmen zu geben, der es ihnen erleichtert, einen Token zu erstellen, hat man sich auf bestimmte Standards geeinigt. Analog zu Industriestandards spricht man von Tokenstandards. Hier die wichtigsten auf einen Blick:

  • ERC-20: Der wohl bekannteste und am weitesten verbreitete Tokenstandard, der bei der Erstellung von fungible Token zum Einsatz kommt. ERC-20 wurde am 19. November 2015 als Standard etabliert.
  • ERC-721: Der Standard für Non-fungible Token (NFT). Obwohl NFTs erst seit 2021 ein großes Thema sind, gibt es ihn seit dem 24. Januar 2018.
  • ERC-777: Diesen Standard gibt es seit dem 20. November 2017 und ermöglicht es, Token im Auftrag einer anderen Adresse zu versenden.
  • ERC-1155: Mit diesem Standard lassen sich verschiedene Token Types steuern und managen. Er erblickte am 17. Juni 2018 das Licht der Welt.

Fungible und Non-fungible Token

Ethereum Token

Die mit Abstand wichtigsten Standards sind die für Fungible und Non-fungible Token. Beide haben einen so großen Einfluss, dass sie ihrem Konzept nach durch andere Blockchains kopiert worden sind. Dort tragen die Standards zwar eine andere Bezeichnung, erfüllen aber mit Ausnahme einiger Abweichungen im Wesentlichen den gleichen Zweck.

Ein Fungible Token ist, wie der Name bereits verrät, ein beliebig austauschbarer Token. Daher eignen sie sich zur Erstellung einer Kryptowährung, weil jedem Token der gleiche Wert zukommen und er gemäß seiner Programmierung auch geteilt werden kann. Daher kann man diese Token beispielsweise zur Zahlung verwenden oder es handelt sich um einen Utility-Token, der einen bestimmten Zweck erfüllt.

Non-fungible Token sind nicht teilbar und sie sind nicht austauschbar. Daher ist jeder Token ein Unikat, was den Anwendungszweck sehr speziell macht. Ein solches NFT ist im Wesentlichen ein digitales Zertifikat. In der Praxis verknüpft man es häufig mit digitaler Kunst oder In-Game-Content. Der Besitzer des NFTs kann dann nachweisen, dass ihm ein Sammlerstück wie etwa ein CryptoPunk oder ein Bored Ape gehört. Mit NFTs lassen sich auch komplexere Rechte im juristischen Sinne übertragen. Dazu gehören etwa die Nutzungsrechte an Kunstwerken und deren wirtschaftliche Verwertung.

Wo finden Ethereum Token Anwendung?

Wie an den beiden weit verbreiteten Standards leicht zu erkennen ist, lassen sich mit Token sehr viele verschiedene Anwendungsfälle abdecken. Viele sind davon bereits in der Praxis erprobt und haben längst einen Multimilliarden schweren Markt geschaffen. Andere wiederum stecken noch in den Kinderschuhen, weil verschiedene Rahmenbedingungen für einen Durchbruch fehlen. Hier ein Überblick zu den Möglichkeiten:

  • Stablecoins: Stablecoins basieren auf dem ERC-20-Standard und sind die mit Abstand erfolgreichsten Token. Bei einem Stablecoin entspricht jeder Token dem Gegenwert der jeweiligen Fiat-Währung. Dabei wird das Verhältnis von 1:1 nahezu gewahrt. Daher erhält man für 1 USDC oder 1 USDT in etwa 1 US-Dollar, wenn man die Token beim Emittenten einlöst. Stablecoins können entweder durch einen Emittenten besichert werden oder durch ein DeFi-Protokoll und den darin befindlichen Einlagen.
  • Utility-Token: Auch hier kommt ERC-20 zum Einsatz, obwohl es einige Nischen gibt, in denen sogar NFTs ein Utility haben. Wie der Name verrät, haben diese Token einen Nutzen, der an einen ganz bestimmten Zweck gebunden ist. Der Token kommt dabei häufig als Tauschmittel zum Einsatz oder dient etwa der Zugangsberechtigung zu bestimmten Dienstleistungen.
  • Security Token: Hierbei handelt es sich um tokenisierte Wertpapiere. Sie können beispielsweise ETFs, Aktien oder Anleihen darstellen. Weil die regulatorischen Rahmenbedingungen in vielen Ländern noch nicht sonderlich weit sind, gibt es bisher nur wenige Security Token. Mit der Einführung von MiCA und elektronischen Wertpapierregistern könnte sich diese Situation jedoch bald ändern.
  • NFTs: Wie bereits geschildert, handelt es sich hierbei um Besitz-Zertifikate für digitale Kunst. NFTs sind allerdings nicht darauf beschränkt, sondern dies ist bislang ihr erfolgreichster Anwendungsfall. Mit Non-fungible Token lassen sich aber auch Eintrittskarten oder Domain-Namen vergeben. Nicht selten verknüpfen NFT-Projekte solche oder anderen Anwendungszwecke mit ihrer digitalen Kunst.
Was ist ein NFT?

Die hier aufgeführten Anwendungszwecke orientieren sich an dem, was bislang mit großem Erfolg gesegnet war. Allerdings gibt es noch viele andere Anwendungsfälle und ganze Wirtschaftszweige, welche von der Tokenisierung profitieren können. So stellt etwa digitales Zentralbankgeld (CBDC) letztlich auch nur eine tokenisierte Form von staatlicher Fiat-Währung dar.

Auch der Handel mit Emissionszertifikaten könnte bald auf die Blockchain gehievt werden und damit würde man letztlich auch hierfür Token erstellen. Unternehmen wie Ripple arbeiten dazu an eigenen Lösungen für Marktplätze, die den Handel mit solchen Zertifikaten erlauben.

Und damit wird zum Abschluss eines deutlich: Ethereum Token sind bislang die erfolgreichsten Token, aber Ethereum ist nicht die einzige Plattform, welche diese Funktionalität anbietet. Manche Experten glauben, dass der Vorsprung von Ethereum aufgrund des Netzwerkseffekts zu groß sei. Andere gehen jedoch davon aus, dass Blockchain-Technologie auf lange Sicht interoperabel wird. Damit ließen sich Token also über die Grenzen von verschiedenen Blockchains hinweg übertragen. Zum Teil ist das schon über sogenannte Token Bridges möglich.

Egal in welche Richtung sich der Markt in Zukunft entwickeln wird, die Ethereum Token und die Tokenisierung werden ein spannendes Thema bleiben.