Ether: Der native Coin von Ethereum im Blickpunkt

Ether ist ein inflationärer Coin, der sich durch verstärkte Nutzung verknappen kann, aber nicht muss.
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Die Ethereum-Blockchain ist die größte Smart-Contract-Plattform weltweit. Der Begriff „Ethereum“ wird sowohl für die Blockchain als auch die Kryptowährung synonym verwendet. Doch das ist irreführend, denn eigentlich hat man dem nativen Coin von Ethereum den passenden Namen Ether gegeben.

Anders als bei Bitcoin, ist die kleinste Einheit nicht nach ihrem Erfinder benannt, sondern heißt schlicht WEI. Das mag auch daran liegen, das Bitcoin nur einen Vater hat und Ethereum gleich fünf, nämlich Vitalik Buterin, Gavin Wood, Jeffrey Wilcke, Joseph Lubin und Charles Hoskinson.

Ich möchte dir in diesem Artikel den eigentlichen Coin näher bringen und dir zeigen, was Ether ausmacht und wo die Unterschiede zur Mutter aller Kryptowährungen liegen.

Ether

Ether wurde durch ein ICO verkauft

Ethereum nahm seinen Ursprung im Jahr 2014. Zuvor hatte das Team seine Pläne in Form gegossen, indem Gavin Wood das sogenannte Yellow Paper schrieb und veröffentlichte. Mit einem Initial Coin Offering (ICO) verkaufte das Team hinter Ethereum eine große Menge Ether, um im Gegenzug die Mittel für die Entwicklungsarbeit bekommen zu können. Einen anderen Teil behält man hingegen ein, um sich Liquidität für die Zukunft zu sichern.

Insgesamt 72 Millionen Ether wurden als sogenannter Premine erschaffen, was insgesamt 60 Prozent der gesamten heutigen Umlaufmenge entspricht. Das ICO startete seiner Zeit am 22. Juli 2014 und wurde am 2. September desselben Jahres abgeschlossen. Man verkaufte 60 Millionen Ether zu einem Preis von 0,31 US-Dollar pro Stück.

Token-Verteilung Ethereum ICO

Im folgenden siehst du die Verteilung der 72 Millionen durch die ICO.

Ethereum vs. Bitcoin

Der größte Anteil konnte durch Investoren mit Bitcoin gekauft werden.

  1. 60 Millionen oder 83,3% gingen an ICO-Investoren
  2. 6 Millionen oder 8,33% gingen als Belohnung an 85 Mitwirkende, die ohne Lohn für das Projekt gearbeitet hatten. Unter ihnen die Mitgründer, wobei Vitalik Buterin 550.000 ETH erhielt.
  3. 3 Millionen oder 4,2% gingen an die Ethereum Foundation zur langfristigen Finanzierung des Projektes
  4. Weitere 3 Millionen oder 4,2% konnten im Rahmen des “Developer Purchase Program” von “Mitarbeitern” des Projektes zum regulären Bitcoin-Preis von 1/2000 gekauft werden.

Mehr dazu kannst du hier nachlesen.

Fun fact: Damit erhielten Investoren das 15.777,41-fache von ihrem Investment zurück, nachdem sie Ether zum Allzeithoch aus dem Jahr 2021 verkauft hatten.

Mit diesen Zahlen hielt Ethereum das erfolgreichste ICO seiner Zeit ab, was im späteren Verlauf der Geschichte eine große Inspiration für viele andere Projekte war, ebenfalls auf ein ICO zu setzen und den Erfolg von Ethereum zu toppen.

Im Vergleich zu Bitcoin bestand die einzige Ähnlichkeit im Proof-of-Work, der vor September 2022 den Netzwerkkonsens von Ethereum bestimmte. Zwar hat Satoshi Nakamoto Bitcoin ebenfalls mit einem Premine von 1 Million BTC gestartet, diese aber niemals zum Verkauf angeboten, zur Finanzierung verwendet oder transferiert. Das ICO von Ethereum war also ein unternehmerischer Schachzug, welcher es erlaubte, die Blockchain zu dem zu entwickeln, was sie heute ist.

Welche Funktion hat Ether?

Ether kommt im Wesentlichen die Funktion als Treibstoff von Ethereum zu. Weil Ethereum eine Smart-Contract-Plattform ist, die vereinfacht ausgedrückt komplexe Geschäftsmodelle auf die Blockchain bringt, braucht es einen Gebührenmarkt. Dieser Markt legt den Preis fest, zu dem Smart-Contracts (Diese werden von mir in den nächsten Kapiteln ausführlich erklärt) erstellt, gelöscht oder ausgeführt werden können.

Jede Interaktion stellt dabei eine Transaktion auf der Blockchain dar. Die Transaktionsgebühr wird mit Ether bezahlt, was gemeinhin auch der Erklärungsansatz ist, warum Ether ein Wert zukommt. Denn letztlich hält man mit Ether die Möglichkeit in der Hand, auf der beliebtesten Smart-Contract-Plattform der Welt aktiv werden zu können.

Die Gebühren zerfallen bei Ethereum in verschiedene Bereiche, die u. a. den individuellen Kosten Rechnung tragen. Zum einen gibt es die sogenannte Gas Fee, welche in GWEI denominiert wird und sich an dem Aufwand der Berechnungen bemisst, die für die gewünschte Aktion im Netzwerk vorgenommen werden müssen (Mehr zum Ethereum-Gas).

Die zweite Komponente ist die Base Fee, also eine Basisgebühr, die automatisch durch das Protokoll ermittelt wird. Der Wert der Base Fee orientiert sich an den bereits gezahlten Gebühren aus den vorherigen Blöcken. Anders als die Gas Fee wird die Base Fee nicht an die Staker ausgeschüttet, sondern bei Bestätigung der Transaktion verbrannt.

Schlussendlich gibt es noch die sogenannte Priority Fee, welche als Trinkgeld durch den Absender einer Transaktion für die Staker hinterlegt wird. Sie sorgt dafür, wie der Name bereits verrät, dass die Validatoren einen zusätzlichen Anreiz bekommen, eine Transaktion zu priorisieren. Trinkgelder werden selbstverständlich nur auf freiwilliger Basis geleistet.

Diese Gebührenstruktur wurde durch 2021 durch das EIP-1559 eingeführt.

Welche Gebühren für eine Transaktion am Ende fällig werden, berechnet man anhand der folgenden Formel:

Verbrauchte Gas Fee * (Base fee + Priority Fee)

Wie unschwer zu erkennen ist, hat man den Gebührenmarkt von Ethereum deutlich komplexer gestaltet als bei Bitcoin. Denn wer BTC versenden will, der muss nur einen einfachen Gebührensatz nach eigenem Ermessen festlegen. Zahlt man mehr als der Durchschnitt oder sogar deutlich mehr, dann wird die Transaktion schneller bestätigt. Zahlt man weniger, dann dauert die Transaktion länger und steckt am Ende gar im Mempool fest. Mehr dazu gibt es in meinem Bitcoin Transaktionsgebühren Rechner.

Ethereum fährt also ein Modell, welches primär von der effektiven Nutzung abhängig ist und erst in zweiter Linie von etwaigen Trinkgeldern, um die Transaktion zu beschleunigen. Dieser Ansatz macht sich auch an anderer Stelle bemerkbar.

Die Geldpolitik von Ethereum

Die Geldpolitik von Bitcoin und Ethereum ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Denn die Mutter aller Kryptowährungen hat eine Höchstmenge von 20.999.999,99 BTC, was gemeinhin in den Medien auf 21 Millionen Bitcoin aufgerundet wird.

Ethereum macht das genau Gegenteil und im Prinzip gibt es keine Höchstmenge von Ether. Stattdessen handelt es sich um eine inflationäre Kryptowährung. Dieser Umstand ist dem Gedanken geschuldet, dass Ether der Treibstoff für die Smart-Contract-Plattform sein soll. Wäre der Treibstoff streng limitiert wie bei Bitcoin, dann würde der Supply von Ether eines Tages nicht mehr mit der Menge an Smart Contracts und Nutzern mithalten können. Daher benötigt man eine wachsende Geldmenge, die dem Wachstum des Ökosystems auf Basis von Ethereum gerecht wird.

Mit der Umstellung auf Proof of Stake hat man jedoch einen Mechanismus eingebaut, der es theoretisch möglich macht, dass Ether sich verknappt. Denn wie wir oben gesehen haben, wird die Base Fee verbrannt.

Ether-Inflation seit dem Ethereum Merge Ether-Inflation seit dem Ethereum Merge © ultrasound.money

Finden also im Netzwerk so viele Transaktionen statt, dass die Verbrennungsrate oberhalb der Inflationsrate liegt, dann ist die Umlaufmenge an Ether abnehmend. Zum Zeitpunkt der Erstellung des vorliegenden Artikels ist die Umlaufmenge bezogen auf die letzten 30 Tage tatsächlich abnehmend. Ether ist also ein inflationärer Coin, der sich durch verstärkte Nutzung verknappen kann, aber nicht muss.