Das Ethereum Staking ist eine Möglichkeit das Ethereum-Netzwerk sicherer zu machen und gleichzeitig durch die Bereitstellung von gestakten ETH eine Belohnung durch sogenannte Staking Rewards zu erhalten.
Das Aufsetzen eines eigenen Ethereum ist recht kompliziert und bei Fehlern wirst du durch das Netzwerk (z.B. Slashing) bestraft, was zu keinen Einnahmen oder sogar Verlust der eingesetzten ETH führen kann. Aus diesem Grund gibt es spezialisierte Dienstleister, die für dich einen eigenen Ethereum Staking Node betreiben.
In diesem Artikel möchte ich meine Erfahrungen mit dem Anbieter Kiln.fi in der Kombination mit einem Ledger Nano in den letzten zehn Monaten teilen.
Was ist Ethereum Staking?
Ethereum ist die größte Smart-Contract Plattform weltweit. 2014 begann Ethereum mit einem Proof-Of-Work Algorithmus, der das rechenintensive Mining zum Validieren der Transaktionen benötigte. Der ethash Algorithmus war weniger energieintensiv wie das Mining von Bitcoin, dennoch ging die Belohnung ausschließlich an die Miner.
Ab Ende 2020 vollzog Ethereum den Wechsel von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake. Es dauerte fast zwei Jahre bis am 15.09.2022 mit dem Ethereum Merge der Wechsel erfolgreich umgesetzt wurde.
Mit dem Proof-of-Stake Algorithmus sind nun die sogenannten “Ethereum Validatoren” für das Validieren der Transaktionen zuständig. Diese erhalten für den Einsatz die Transaktionsgebühren. Dieser Einsatz beträgt 32 volle ETH, die dem Nutzer nicht zur Verfügung stehen.
Warum Ethereum Staking?
Warum sollte man Ethereum Staking betreiben? Der Hauptgrund ist sicherlich der Anreiz eine ständige Ausschüttung in Form der Staking Rewards zu erhalten. Langfristige Ethereum-Investoren können so ihre ETH für sich arbeiten lassen und aktuell 3-5% p.a. damit verdienen.
Ein weiterer Grund ist es, damit das Netzwerk dezentraler und sicherer zu machen. Je mehr Validatoren es gibt, desto stärker ist das Ethereum-Netzwerk in seinem Anspruch, ein dezentrales Blockchain-Netzwerk zu sein.
Staking as a Service: Ethereum Staking mit Kiln auf dem Ledger Nano
Im folgenden nun meine Erfahrungen und Überlegungen zu meiner Entscheidung einen eigenen Ethereum Staking Node mit Kiln zu betreiben. Zuallererst muss man natürlich zugeben, dass ein eigener Staking Node aktuell eine sehr hohe Investition ist. 32 ETH ist notwendig, was aktuell etwas mehr als 100.000€ sind. Deine ETH-Kostenbasis kann allerdings deutlich darunter liegen. Wenn du Kryptokenner seit einigen Jahren verfolgst, weißt du auch, dass ich Ethereum bereits unter 100€ vorgestellt und empfohlen habe.
So konnte ich meine ETH in den Bärenmärkten kostengünstig einsammeln und mich auf ein mögliches Staking positionieren. Das Aufsetzen eines eigenen Staking Nodes (Solo Staking) war mir zu zeitintensiv und technisch anspruchsvoll. Das native Staking hat auch gegenüber dem Staking in Pools steuerliche Vorteile, sodass es für mich klar war, dass ich es ausprobieren möchte.
So könnte Solo Staking aussehen
Der Startschuss war für mich das Ethereum Shanghai Upgrade im Mai 2023, denn dann wurde das Auszahlen und Beenden der Ethereum Staking Nodes ermöglicht. Vorher gab es ein gewisses Restrisiko, da bis zu diesem Zeitpunkt das Ethereum Staking eine Art Einbahnstraße darstellte.
Im Mai 2023 folgte dann ein großer Andrang auf das Aufsetzen von Staking Nodes, was man in einer extrem langen Aktivierungsschlange merken konnte. Dieses Upgrade löste für mich die letzten Zweifler.
Warum Kiln und Ledger?
Es gibt mehrere Anbieter, die sich auf das Aufsetzen von Staking Nodes spezialisiert haben. Die Anbieter setzen die Infrastruktur auf und erhalten dafür einen kleinen Prozentsatz der erwirtschafteten Rendite durch das Staking.
Ethereum Staking Anbieter
- Kiln
- Staking
- Allnodes
- Ethpool
Weitere findest du auf der Ethereum Staking SAAS Seite.
Ich wählte die Kombination aus Kiln.fi und Ledger, weil ich die Sicherheit eines Hardware Wallets sehr schätze. Mein Review zum Ledger Nano X findest du hier.
Der Vorteil ist hier, dass deine Private Keys, die benötigt werden, um die Staking Rewards auszuzahlen und den Staking Node zu beenden, durch das Hardware Wallet sehr gut geschützt sind.
Kiln.Fi nimmt eine einfach zu verstehende 8% Gebühr von eingenommenen Staking Rewards. Ich habe das mit anderen Anbietern verglichen und musste feststellen, dass Kiln hier eher ein teurer Anbieter ist. Es geht also günstiger! Trotzdem zahle ich das gerne, da es eine erhöhte Sicherheit durch das Hardware Wallet und die hohe Benutzerfreundlichkeit durch die Integration in Ledger Live gibt.
Unterschied zum Liquid Ethereum Staking
Ethereum Staking ist nicht gleich Ethereum Staking. Da nicht jeder 32 ETH besitzt, gibt es auch die Möglichkeit, Pool Staking zu betreiben. Hier kannst du bereits mit einem Bruchteil eines ETH am Staking teilnehmen. Meistens tauschst du deine ETH gegen ein ETH-Staking Token des jeweiligen Pools, welches dann die Bestände in einem Pool zu 32 ETH zusammensammelt und einen Staking Node eröffnet. Dies ist kann ein steuerlicher Vorgang sein und setzt einjährige Haltefrist auf 0 zurück.
Beispiel Liquid Staking mit Lido Finance
Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie dann die Staking Rewards an dich ausgezahlt werden. Wenn du mehr zu den unterschiedlichen Ethereum Staking Methoden wissen möchtest, empfehle ich dir diesen Artikel dazu.
Vorbereitung
Folgendes benötigst du:
- Einen Ledger Nano X Hardware Wallet
- 32 ETH
Falls du noch einige ETH benötigst, schaue dir gerne die besten und günstigsten Kryptobörsen an. Meine Erfahrungen zum Ledger Nano X findest du ebenfalls hier.
Nachdem du den Ledger und Ledger Live eingerichtet hast, kannst du die ETH an dein ETH Wallet versenden. Unter “Stake” kannst du dann die Kiln Integration auswählen.
Staking Node aufsetzen
Wenn du 32 ETH hast, kannst du über das Interface von Ledger Live einen dezidierten Staking Node über Kiln eröffnen. Hierfür tätigst du eine spezielle Smart Contract Transaktion, bei der deine 32 ETH in die Aktivierungsschlange (engl. Activation Queue) für Validatoren gelangt.
Je nach Angebot und Nachfrage kann diese Schlange entsprechend lang sein. Bei meiner Aktivierung im Mai hat es ungefähr 1,5 Monate gedauert. Aktuell sind es allerdings nur einige wenige Tage, da der große Andrang nach dem Shanghai Upgrade vorüber ist. Du erhältst eine ungefähre Schätzung von Kiln angezeigt. Das ganze kannst du natürlich auch auf der Ethereum Blockchain über einen Block Explorer einsehen.
Nachdem du brav mit deinem Validator abgewartet hast, wird dein Validator automatisch aktiviert. Der Validator ist ab sofort live und wird über die Server von Kiln online und aktuell gehalten. Du siehst sofort deine gesammelten Staking Rewards und eine geschätzte “Reward rate”, also eine ungefähre Abschätzung der Rendite eines Validators.
Staking Rewards auszahlen
Durch jeden Ethereum-Block sammelt dein Validator Staking Rewards. Es gibt eine Tagesübersicht im Kiln-Interface über Ledger Live. Allerdings verfügst du nicht über diese Staking Rewards auf deinem Ethereum Wallet. Du musst manuell eine Auszahlung anstoßen. Dieser Vorgang wird auch als Claiming bezeichnet. Den Claim der Staking Reward deines Validators kannst du nur durch die von Ledger gesicherten Private Keys anfordern.
Das Claimen ist eine spezielle Smart Contract Transaktion, die eine Gebühr in ETH kostet. Da sie komplexer als ein normaler Wertetransfer auf der Ethereum-Plattform ist, ist sie auch entsprechend teurer. Daher lohnt es sich auch abzuwarten, bis sich eine Menge Staking Rewards angesammelt hat, sodass die Gebühren prozentual nicht zu hoch sind. Monatlich oder Quartalsweise bietet sich an.
Nach dem Claim dauert es in der Regel einige Tage, bis die Rewards an die Validatoren ausgezahlt werden. Dieser Vorgang geschieht automatisch und wird “Sweeping” genannt.
Beenden des Stakings
Ebenfalls über das Interface von Kiln in Ledger Live kannst du auch das Ethereum Staking deines Validators beenden. Hier musst du einen “Exit Request” durchführen, was eine Smart Contract Transaktion inkl. Gebühr im Hintergrund anstößt. Dein Validator wird in die Auszahlungsschlange (engl. Exit Queue), vergleichbar mit der Activation Queue, gesetzt. Es gibt durch das Ethereum-Protokoll nur eine fixe Menge an Validatoren, die pro Block austreten können, sodass sich gegebenenfalls eine Schlange bildet.
Nur mittels der “Withdrawal Keys” kann dieser Vorgang angestoßen werden. Die Withdrawal Keys verbleiben auf deinem Hardware Wallet, ohne das Kiln sie auslesen kann. Damit ist sichergestellt, dass du deinen Validator beenden und dir auch Auszahlen lassen kannst, auch wenn Kiln theoretisch bankrott gehen würde. Die sichere Lagerung der Withdrawal Keys ist für mich einer der Vorteile gegenüber den anderen SaaS Anbietern!
Fazit nach 10 Monaten Ethereum Staking mit Kiln
Was bleibt nun nach fast einem Jahr Ethereum Staking mit Kiln und dem Ledger Hardware Wallet? Zuallererst fand ich die Einrichtung recht einfach gestaltet. Die Gebühren sind etwas hoch, aber der Komfort und die Sicherheit ist es mir wert. Ich kann meine Rewards immer über Ledger Live einsehen und recht simpel mir auszahlen lassen.
Bereits dreimal habe ich einen “Claim” angestoßen. Das erste Mal lief alles wunderbar, während es beim zweiten Mal Wochen gedauert hat, bis mir die Auszahlung in Ledger Live angezeigt wurde. Die Auszahlung geschah wie geplant einige Tage nach dem Claim durch das Sweeping, aber es wurde mir einfach nicht angezeigt und ich konnte es auch nicht ausgeben. Hm, komisch, aber es ist vermutlich nur ein Anzeigefehler bei Ledger Live gewesen. Beim dritten Mal war der Reward nach ungefähr einer Stunde verfügbar.
Rendite geringer als gedacht
Die Rendite nach 10 Monaten ist mit aktuell 2,89% geringer als ich geplant hatte. Geplant war eine Marktrate von ~4%, welche nach einem Jahr erreicht werden soll. Mir sind die Mechanismen und Fluktuation bewusst, die für die Marktrate sorgen.
Die verschiedene Arten von Ethereum Staking Rewards
Es gibt verschiedene Arten von Rewards, die du durch deinen Node einsammelst. Die wichtigsten und relevantesten der “Attestation Reward” und “Proposal Reward”.
Attestation steht für Bescheinigung. Jede Epoche (~6,5 Minuten) wird von jedem aktiven Validator eine Bescheinigung über aktuellen Stand der Epoche und damit der Ethereum Blockchain erstellt. Attestation Reward ist eine fortlaufende, kleine Belohnung fürs aktive Teilnehmen.
Proposal steht für Vorschlag. Ein aktiver Validator wird vom Netzwerk zufällig ausgewählt, um einen Block inklusive Transaktionen und Statusänderungen zu validieren. Es gibt nur einen Validator pro Block (alle ~ 15 Sekunden). Der gewählte Validator erhält schlagartig eine große Menge an Transaktionsgebühren als Belohnung ausgezahlt.
Hier eine Zusammenfassung der einzelnen Rewards für einen Validator
Typ | Layer | Häufigkeit | Menge |
Attestation | Konsens | Jede Epoche. ~6,4 min. | 0.000014 ETH* |
Block Proposal | Konsens | Alle paar Monate | 0.02403 ETH* |
Sync Committee | Konsens | Alle paar Jahre | 0.11008 ETH* |
Slashing Reward | Konsens | Selten in Block Proposals | Bis zu 0,0625 ETH |
Priority Fees | Exekution | In jedem Block Proposal mit Transaktionen | Meistens zwischen 0,01 und 0,1 ETH |
MEV Rewards | Exekution | In jedem Block Proposal wenn MEV-boost genutzt wird | Meistens zwischen 0,01 und 0,1 ETH |
*Annahme bei 435000 aktiven Validatoren. Zahlen ändern sich je nach Anzahl von Validatoren im Netzwerk
Weitere Informationen findest du auf EthStaker.
Meine Rendite
In 10 Monaten habe ich mit meinem Validator einen einzigen Block validiert und den Block Proposal Reward erhalten. Dazwischen gab es in jeder Epoche Attestation Reward. Meine auf ein Jahr hochgerechnete Bruttorendite vor Abzug der Kiln-Gebühren beträgt aktuell 2,89% p.a.
Die Rendite war bei mir lange Zeit recht unterdurchschnittlich, da ich erst im 9. Monat den ersten Block validiert habe. So ist die von Kiln angezeigte durchschnittliche Jahresrendite um über 1% höher gewesen als meine tatsächliche.
Sollte der Validator allerdings einen Block validieren, wird sich meine angezeigte Rendite schlagartig erhöhen. Das hat einfach etwas mit Glück zu tun und je länger man den Validator aktiv hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass die tatsächliche Rendite der Marktrendite entspricht. Das Fazit sollte in diesem Punkt also erst nach einem Jahr gezogen werden.
Die generelle Rendite eines Staking Validators hat sich leicht verringert, da seit der Aktivierung vor 10 Monaten weitere Validatoren ins Netzwerk gekommen sind. Aktuell 3,79% sind meiner Meinung nach immer noch eine gute Rendite auf ansonsten stillgelegte ETHs. Bei Aktivierung des Validators vor 10 Monaten waren es noch zirka 0,5% mehr.
Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Setup eines eigenen Ethereum Staking Node über Kiln. Kiln sorgt dafür, dass mein Validator ständig am Netzwerk angeschlossen ist und keine Bestrafung erhält. Und der Ledger Nano X ist eine sichere Methode um die Withdrawal Keys aufzubewahren.
Benötigst du Hilfe bei der Einrichtung? Schreib mir gerne und ich helfe dir im Rahmen meines Informationsgespräches.