BIP 177: Neue Bitcoin-Einheiten – Droht eine Verwässerung?

Marco Schneekluth
20. Mai 2025 Aktualisiert: 20. Mai 2025
Bitcoin
Wissen
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Bitcoin ist auf knapp 21 Millionen Einheiten begrenzt. Um genau zu sein: 20999999,97690000. Das wissen die meisten, die sich ein wenig mit der Kryptowährung beschäftigt haben. Doch aktuell sorgt ein neuer Vorschlag, das sogenannte BIP 177 (Bitcoin Improvement Proposal), für Gesprächsstoff: Sollen die Bitcoin-Einheiten künftig auf 2,1 Billiarden erweitert werden? Klingt zunächst nach einer drastischen Veränderung, aber was steckt wirklich dahinter?

https://youtu.be/Q6_OkEQw57k

Was ist BIP 177 überhaupt?

BIP steht für Bitcoin Improvement Proposal, also Verbesserungsvorschläge für das Bitcoin-Protokoll. Diese können von jedem eingereicht werden, durchlaufen aber eine umfangreiche Diskussion und Prüfung durch die Entwickler-Community. Nicht jeder Vorschlag wird umgesetzt, viele bleiben Jahre lang auf „pending“.

BIP 177 ist ein recht neuer Vorschlag, der auf GitHub zur Diskussion gestellt wurde. Die Idee dahinter: Den Begriff „Bitcoin“ neu definieren, nämlich nicht mehr als eine Einheit von 100 Millionen Satoshis (der kleinsten Bitcoin-Einheit), sondern den Satoshi selbst als neue „1 Bitcoin“-Einheit.

Was würde sich ändern?

Statt 21 Millionen Bitcoin gäbe es dann auf einmal 2,1 Billiarden Bitcoin. Die tatsächliche Anzahl der kleinsten Einheiten bleibt also gleich – nur ihre Bezeichnung würde sich ändern.

Das Ziel ist rein psychologischer Natur:

  • Bitcoin wirkt teuer. Derzeit kostet ein Bitcoin rund 100.000 US-Dollar. Für Neueinsteiger kann das abschreckend sein.
  • Viele Menschen wissen nicht, dass sie auch Bruchteile von Bitcoin kaufen können, beispielsweise 0,001 BTC.
  • Durch die Umstellung könnten sich Nutzer plötzlich „1 Bitcoin“ oder sogar „100 Bitcoin“ leisten, auch wenn damit eigentlich 1 bzw. 100 Satoshis gemeint wären.

Ein Vergleich:

Heute:
1 BTC = 100.000 USD
1 Satoshi ≈ 0,001 USD

Nach BIP 177:
1 „neuer“ Bitcoin = 0,001 USD
100.000 „neue“ Bitcoin = 1.000 USD

Siehe meinen Satoshi Rechner für die aktuellen Preise in Satoshi.

Technische Vorteile?

Neben psychologischen Aspekten bringt BIP 177 auch potenzielle Vorteile für die Softwareentwicklung. Aktuell wird mit „Sats“ gerechnet und diese einfach bitcoin genannt. Erst nach der Berechnung erfolgt die Ausgabe des „Bitcoin-Wertes“, wie wir als Anleger gewohnt sind. Grund: Berechnungen mit Nachkommastellen sind in der Softwareentwicklung nicht praktikabel und könnten je nach Programmiersprache ungewollte Fehler (z.B. Rundungsfehler) erzeugen.

Daher könnte die Umstellung auf ganzzahlige Einheiten die Entwicklung von Wallets und Börsen vereinfachen.

Aber verwässert das nicht den Bitcoin?

Ganz klar: Nein. Die Gesamtmenge der kleinsten Einheiten bleibt exakt gleich. Niemand verliert Wert oder Anteile. Es handelt sich nur um eine Umbenennung – ähnlich wie bei einem Aktiensplit. Der Bitcoin selbst bleibt unverändert, lediglich die Wahrnehmung verändert sich.

Kritik und Bedenken

Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch kritische Stimmen – auch von mir persönlich:

  • Verwirrungspotenzial: Die Umstellung würde viele verwirren – vor allem Medien, Investoren und Neulinge.
  • Historische Konsistenz: Tausende von Webseiten, Whitepapers und Tools müssten angepasst werden.
  • Verlust der Klarheit: Was genau ist dann „ein Bitcoin“? Das klare Verständnis könnte verloren gehen.

Eine praktikablere Lösung könnte die stärkere Verwendung von Einheiten wie mBTC (Millibitcoin) oder die Einführung einer neuen, griffigen Zwischenbezeichnung zwischen Bitcoin und Satoshi sein.

Fazit: Cleverer Trick oder unnötige Verwirrung?

BIP 177 ist ein interessanter, vor allem psychologisch motivierter Vorschlag, der zeigt, wie stark Wahrnehmung in der Finanzwelt eine Rolle spielt. Doch eine Änderung der Bezeichnung von Bitcoin auf Satoshi-Ebene birgt auch Risiken – vor allem in Bezug auf Kommunikation und Klarheit.

Mein Wunsch: Bitcoin sollte so bleiben, wie es ist. Statt den Begriff „Bitcoin“ umzudefinieren, sollten wir lieber das Bewusstsein stärken, dass man auch Bruchteile von Bitcoin kaufen kann – und das ist völlig normal.


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Betreiber und Gründer von Kryptokenner.de. Ich beschäftige mich seit 2014 mit Kryptowährungen. Der freiheitliche, philosophische Gedanke von Bitcoin hat mich zuerst begeistert, doch erst einige Zeit später habe ich das Potential in der Blockchain-Technologie verstanden. Mein Ziel ist es euch das sichere Investieren und den Nutzen von Kryptowährungen näher zu bringen. Mehr zu mir und dem Blog.